"Über die Neuorganisation der sonderpädagogischen Massnahmen vor einigen Jahren wurden fast alle SchülerInnen den Regelklassen zugewiesen. Sonderbeschulung ist die Ausnahme. Nicht alles läuft optimal."
So antworten beispielsweise die Mitglieder der Zürcher Kantonalen Mittelstufe in der von der ZKM durchgeführte Umfrage auf die Frage 'Bist Du grundsätzlich zufrieden mit der Situation seit Einführung der Integration' satte 76 Prozent mit 'Nein'.
Geforderte Klassenlehrkräfte
Die Integration stellt vor allem für die Klassenlehrpersonen eine Herausforderung dar. Denn gleichzeitig machen in den letzten Jahren ja auch das Obligatorium von zwei Fremdsprachen sowie eine zunehmende Individualisierung des Unterrichts Druck. Das ist für das begabte Kind kein Problem, für jene allerdings, denen nicht alles so leicht in der Schoss fällt und das entsprechend mehr Aufmerksamkeit bräuchte kommt – Stichworte: Eine Lektion umfasst nur 45 Minuten; grosse Klassen konkurrenzieren zur Idee der Individualisierung -, gerät unter die Räder. So bringen die Rahmenbedingungen den an und für sich guten Gedanken der 'Eingemeindung' aller SchülerInnen in derselben Klasse an seine deutlich sichtbaren Grenzen. Weniger wäre unter Umständen mehr.
Für wenige viel
Es sind laut Rückmeldungen vor allem die so genannt 'verhaltensauffälligen' oder 'verhaltens-originellen' Kinder, die die Regelklassen und ihre Lehrpersonen über Gebühr fordern. Sie entziehen dem System viel Energie, welche für den Rest der Klasse fehlt. Die Forderung wird laut: Nicht nur die auffällige Minderheit hat ein Anrecht auf genügend Ressourcen, sondern eben auch die unauffälligere Mehrheit. Die Volksschule kann zwar vieles auffangen, aber ungenügendes Sozialverhalten, fehlender Gemeinschaftssinn sowie Respektlosigkeit als Folge erzieherischer Defizite sprengen irgendwann den Rahmen des Möglichen. Absprachen mit Zusatzlehrkräften und therapeutisch Tätigen, Koordinations-Sitzungen und anderes mehr fressen viel Zeit auf und verhindern den eigentlich gegebenen Fokus: Das Unterrichten. Am Schluss bleiben dann in Einzelfällen doch nur noch die Einweisung des Jugendlichen in ein (teures) Sonderschulleim.
Revitalisierung der Kleinklassen
Um den Integrationsgedanken zu retten gilt es, die aktuelle Situation nachzujustieren. Das verlangt auch das im Kantonsrat eingereichte Postulat von Anfang 2015, in welchem es heisst: 'Der weitgehende Verzicht auf separative Lösungen ist umstritten.' Ausgedeutscht meint das: Die Revitalisierung der 'besonderen Klassen' (früher Kleinklassen) ist anzudenken. Dadurch erhielten die betreffenden Kinder einen bessern schulischen Entwicklungsraum, sehr teure Sonderschulheim-Einweisungen würden reduziert und auch die grosse Zahl an Förderlektionen und therapeutischer Intervention könnten könnten eingedämmt werden. Die schulische Integration hat es verdient, nicht an ihren Kinderkrankheiten zu sterben.
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