Der Lehrerverein Schaffhausen LSH hat in einem detaillierten Papier die Argumente Pro und Contra einer bzw. zweier Fremdsprachen an der Primarschule beleuchtet. Er schaut darin auch über die Kantonsgrenzen hinweg und analysiert die Situation grundsätzlich.
Sechs lesenswerte Seiten datieren den Interessierten auf. Man erkennt: Die EDK-Zwängerei ist eine rein politische und keine von pädagogischen Argumenten gestützte Angelegenheit.
Nein zur Überforderung
Der LSH zeigt: Hier sehen sich Politiker einer Mehrheit von Pädagogen gegenüber, die für nur 1 Fremdsprache in der Primarschule votieren. Der EDK-Einheitlichkeitsforderung wird in 13 (!) Kantonen widersprochen. Weil dort die schulischen Begründungen – und damit die Sicht der SchülerInnen – richtigerweise stärker gewichtet wird. Dabei fordern die EDK-Gegner in dieser Sache recht einheitlich: 1 Fremdsprache an der Primarschule genügt, die 2. soll wieder auf die Oberstufe verlegt werden. Also eben gerade kein ‚Chaos droht‘, wie das die EDK insinuiert, sondern überlegtes Vorgehen herrscht und verhindert unnötige Ueberforderung. Sollte eine Schule fakultativ weitere Fremdsprachen anbieten wollen: Wieso nicht?
Überhöhtes Mobilitäts-Argument
Dieses EDK-Argument sticht nur schon von der Anzahl SchülerInnen-Wechsel nicht: Gerade mal 2-3 Prozent wechseln in ihrer Schulzeit den Kanton. Und nicht mal dann ist ein reibungsloser Fremdsprachenwechsel garantiert, weil HarmoS im Gegensatz zum Eigennamen eben gerade in Sachen Fremdsprachen zwischen den Kantonen alles andere als harmonisch daher kommt. Kurzum: Ein Pseudo- oder Totschlagargument seitens der EDK. Den opponierenden Kantonen kann auch nicht unterstellt werden, dass sie fremdsprachlich Abstriche in Kauf nehmen. Nein, sie plädieren zugunsten unnötiger Ueberlastung ihrer Schutzbefohlenen für ein massvolles Anpacken der Sache, indem – wie früher jahrzehntelang erfolgreich passiert; wo war damals die von der EDK hergeredete ‚staatspolitische Krise‘? – die zweite Fremdsprache an der Oberstufe zum Zuge kommt.
Qualität vor Quantität
In den letzten Jahren hat die Fächermenge und der Schulstoff ständig zugenommen. Nie wurde abgebaut. Verantwortungsvolle Pädagogen können das nicht übersehen und verlangen Qualität vor Quantität. Und genügend Zeit, erst einmal die Muttersprache – bei vielen Migrantenkindern ist oft nicht mal diese gefestigt – sauber zu erwerben. Es gibt keine Studie, die das gleichzeitige Erwerben mehrerer Sprachen als sinnvoll und richtig erachtet, ‚neuronale Plastizität‘ im Kindesalter hin oder her. Schliesslich: Die explodierenden Kosten für Stützunterricht und Sonderbeschulung beweisen, dass etwas falsch läuft in unseren Schullandschaften. Man hat das Fuder ganz einfach überladen. Deshalb: Nein zum Sprachbirchermüesli, wie es die EDK wünscht. Und: Das hat nichts zu tun mit ‚Rückwärtsgewandheit‘ der Lehrpersonen, sondern viel mit Verantwortungsgefühl derselben ihrem SchülerInnengut gegenüber. Ihr Wohlergehen liegt ihnen richtigerweise sehr am Herzen.
Wir bleiben dabei: 1 Fremdsprache an der Primarschule reicht vollauf. Umso motivierter werden die SchülerInnen sich dann an der Oberstufe aufs Erlernen der nächsten stürzen. So macht Schulegeben Sinn.
HL, 3.11.16